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Donkey Roundabout

2021
Performance / Instilation

Es mag merkwürdig erscheinen, das Totentanzthema und die Darstellung des eigenen Lebens als Partner im künstlerischen Streben und Schaffen zu vereinen. Und doch verbindet mein Werk stets Elemente aus Performance, Skulptur und Zeichnungen.

Mit dieser mechanischen, sich drehenden Skulptur, die 2,5 Meter im Durchmesser misst und innerhalb eines Raumes wie draußen präsentiert werden kann. Sonnensystemmodells, das die Planetenläufe nachahmte, stelle ich Analogien zwischen der menschlichen Existenz und La Mettries Schrift Der Mensch als Maschine her. Das in sich geschlossene Kreisen des Karussells verweist darüber hinaus auf bewusst einfache Art und Weise auf das heliozentrische Weltbild. Weitet man diesen Gedanken aus, so ergibt sich ein Nachsinnen darüber, wie sehr das menschliche Leben zu einem Zustand geworden ist.

 


 

 

Die Trauer auf der Türschwelle

Als das Projekt begann, konnte niemand ahnen, welche Entwicklung es nehmen würde. Man hat eine ldee, man weiß, es wird ein Experiment, aber man hat keine Ahnung, was passieren wird. Ein Schritt führt zum nächsten mit einer u n beka n nten Fol gerichtigkeit. E i ne offene Situation wi rd erzeugt, die dispa rate Ergebn isse prod uziert. lnzwischen gibt es schon eine richtige Ceschichte des Projekts mit vielen Wendungen und Verzweigungen. Wie und wie lange es weitergeht, ist weiterhin offen.

Stephen Wilks näht 1999 einen Esel: aus grauem Stoff, in Lebensgröße, mit einem Schwanz, einer Mähne, mit großen Augen und einer Reißverschluss-Tasche im Bauch. Man kann sich gut vorstellen, dass das Objekt im Prozess des Nähens nur mühsam und langsam seine Form erhält und dass auf diese Weise eine enge Beziehung zwischen Produzent und Objekt entsteht, die sich nicht so schnell wieder auflöst und damit die Funktion des Objekts definiert: ein geliebtes Spiel- zeug, ein symbiotisches Gegenüber, ein transitorisches Objekt, bei dem unbestimmt ist, ob es zur lnnen- oder zur Außenwelt gehört.

Zwar sind konkrete Erfahrungen mit Eseln in unserer Cegen- wart selten, doch gibt es ein zeitloses Repertoire von Bildern und Assoziationen, das jeder kennt. Der Esel ist ein nützliches Tier, er soll Lasten tragen, er ist Reisebegleiter. Aus diesem Zusammenhang entwickelt sich die polare Crundkon- stellation von Ausbeutung und Freundschaft sowie damit verbunden verschiedene Eigenschaften wie Duldsamkeit Trotz und Treue auf der einen Seite sowie Unverständnis, Dankbarkeit auf der anderen Seite.

Der Stoff-Esel Balthasarl wird ständiger Begleiter von Stephen Wilks auf Spaziergängen durch die Stadt. Wenn man so einen Esel auf den Schultern trägt, nimmt man die Stadt anders wahr, man leiht sich die Perspektive des Esels, und auch die Stadt blickt mit anderen Augen auf den Spaziergänger mit seinem merkwürdigen Gepäck. Das Auffä I I ige erzeu gt Konfrontatione n u nd verfremdet Situa- tionen. Dieses müde StofFtier auf zuverlässigen Männer- schultern provoziert Beschützerinstinkte, aber es ist auch ein Schutzschild: warum sollte man eigentlich jemals wieder ohne den Esel in der Stadt herumlaufen? Balthasar produ- ziert neue Bedeutungen in verschiedenen Kontexten, im Zoo,im Bürogebäude, in der Einkaufszone, im Park, und viel- leicht a m sign ifi ka ntesten : neben feuda I istischen Reiter- denkmälern. Ein Esel, von einem Mann getragen, ist schließ- lich das Gegenteil von einem kriegerischen Reiter auf einem Pferd. Mit seinem Projekt scheint Stephen Wilks alle ausge- beuteten Esel der Welt um Verzeihung bitten zu wollen und demontiert auf diese Weise jede Machtrepräsentation.